Der Weltuntergang 2012

"Und unten auf der Erde wird eingepackt für immer, der letzte macht das Licht aus und auch die ganzen Dimmer." (Kommando Sonne-Nmilch)

 

Oder etwas aktueller: Welchen Einfluß hat der Weltuntergang auf die Wintermode 2012? Denn in diesem Jahr ist es endlich soweit. Das war´s Lars, vorbei Kai, Ende Gelände. Morgen ist Weltuntergang.
Wird aber auch Zeit, bei die ganze Scheiße, die unsere Existenz so mit sich bringt. Die Natur ist im Arsch, die Börsen implodieren und ich habe keinen löslichen Kaffee mehr im Hause. Dann soll doch ruhig alles über den Jordan gehen.
So ein Weltuntergang ist an sich nichts ungewöhnliches, schließlich richten sich viele Erdenbürger seit Jahrtausenden immer wieder darauf ein, verkaufen Tand und Trödel, kündigen ihre Altersvorsorge und begehen schließlich mangels des erwarteten Infernos aus lauter Verzweiflung Massenselbstmord. Ich finde solcherlei Handlungsweise nur konsequent. Wenn man sich auf das Ende vorbereitet hat, sollte man den Schlussstrich nicht ungezogen lassen.
Für uns Zivilisationsanhänger verhält es sich jedoch etwas schwieriger. Der Abschied von Familie, Freunden und Kreditinstituten kommt in unseren Breiten trotz aller Prophezeiungen relativ unerwartet. Sehr vielen Mitbürgern fehlt es an religiösem Tiefgang, den finanziellen Möglichkeiten oder schlichtweg an der notwendigen Zeit für derart große Veränderungen, wie sie ein Weltuntergang womöglich mit sich brächte. Denn unsere durchstrukturierte Gesellschaft ist viel zu unflexibel geworden.
In früheren Zeiten war das plötzliche Dahinscheiden ganzer Volksgruppen nicht unüblich und eine häufige Begleiterscheinung kriegerischer Auseinander- setzungen. Frauen, Kinder und Greise wurden anstandslos gemeuchelt und niemand weinte ihnen eine Träne nach. Die Leute hingen in diesen finsteren Zeiten ohnehin nicht so verbissen an ihrem kümmerlichen Leben, denn dieses war gewalttätig, trostlos und beschissen. Ein ordentlicher Weltuntergang wäre nur die allzu logische Konsequenz gewesen. Doch nun soll es ja endlich soweit sein.
Kommt natürlich darauf an, wie er von Statten geht, der Untergang. Ereilt uns ein atomarer Krieg oder ein dicker Meteorit? Überfallen uns Außerirdische, Algen oder beide? Fällt uns der Himmel auf den Kopf oder explodiert die liebe Sonne? Sterben nur wir Menschen aus oder verpufft unser schöner blauer Planet rückstandslos ins All? Wenn man das nur wüsste…
Männer stellen sich im Angesicht des Endes sowieso nur zwei elementare Fragen: Mit wie vielen Frauen, Männern und Astlöchern kann ich mich im Angesicht des unabwendbaren Genozids noch öffentlich und ungestraft paaren und was trinke ich dazu? Und wer filmt das und stellt es ins Netz? Ho, ho!
Frauen hingegen fragen sich unweigerlich: Was ziehe ich zur Apokalypse an? Passen die neuen Schuhe zu meiner alten Frisur? Bin ich zu fett für eine Evakuierung und wie viel Handgepäck darf ich dabei mitnehmen? Wie kucke ich, wenn die Journalisten von der Tagesschau und dem RTL-Nachtmagazin mich nach dem Verbleib meiner verschollenen Familie befragen, wen rufe ich danach zuerst an und was tue ich, wenn niemand mehr ans Telefon geht? Fragen, auf die selbst die Brigitte-Redaktion noch keine passenden Antworten gefunden hat.
Was machen das THW, der Rettungsdienst, die Bundeswehr? Werden sie jemanden retten und wenn ja – wozu? Und schließlich - was tut der Bund und was die EU, wenn endgültig das Licht ausgeht? Die Agrarförderung, der Euro-Rettungsschirm, die Klimaerwärmung – alles für´n Arsch! Denn aus politischer Sicht gibt es leider nur einen wahren Nutznießer des Weltunterganges - die FDP.
Nachdem die Liberalen ihre Regierungsbeteiligung, versprochene Steuer- senkungen und die deutsche Außenpolitik komplett in den Sand gesetzt haben, ist dies die beste Gelegenheit für einen furiosen Abgang. Unter solchen Umständen muss sogar der ewige Guido Westerwelle seine letzten Ämter sausen lassen. Und Hans-Dietrich Genscher will sich angesichts des Scherbenhaufens ohnehin seit geraumer Zeit aufhängen, um im Grabe in Ruhe und ohne die lästigen Fragen der Journalisten vor Scham und Enttäuschung rotieren zu können. Ein kurzes Glücksmoment für die eiserne Kanzlerin. Ohne Mitglieder, Programmpunkte und Wähler haben die Freien Demokraten endlich ihren absoluten Idealzustand erreicht – das Nichts.
Trotzdem hat die Apokalypse natürlich nicht nur positive Seiten. Denn wer möchte wohl zu einer kleinen Gruppe Überlebender gehören, die im atomaren Winter durch endlose Weiten streifen, auf der Suche nach ein wenig Nahrung und Wärme? Oder wer von Tintenfischen versklavt und zur Sanierung des Tiefseebodens gezwungen, in ewiger Finsternis und klammer Kälte.
Wahrscheinlich verhält es sich mit dem Ende der Welt jedoch wie mit dem Siegeszug des Sozialismus – von manchen Religionen ist er fest eingeplant, bewahrheitet sich schlussendlich aber doch nicht. Schließlich sind die Maya, die die Prognose verzapft haben sollen, ähnlich von der Geschichte überlebt worden wie die Altkommunisten in unseren Breitengraden. (HO)